Arnold, Gottfried
- * 5. September 1666 in Annaberg, Erzgebirge
- † 30. Mai 1714 in Perleberg
Gottfried Arnold war ein pietistischer Theologe und Dichter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gottfried Arnold stammt aus Annaberg im Erzgebirge. Er zählt mit seiner Unparteiischen Kirchen- und Ketzerhistorie zu den bedeutendsten frühen Kirchenhistorikern. 1697 wurde er Geschichtsprofessor in Gießen, später war er Prediger in Allstedt.[1] Da er als Pietist die Unterschrift unter die lutherische Konkordienformel verweigerte, ging er in das "tolerante" Brandenburg, wo er in Perleberg sein Leben vollendete. Von seiner Wirkungsgeschichte her betrachtet, war er der bedeutendste Vertreter des "radikalen" Pietismus.
Kirchengeschichtliche Sicht
In seiner Unparteische Kirchen- und Ketzer-Historie deutet Arnold die Geschichte des Christentums als Niedergangs- und Verfallsgeschichte. Nach Ansicht Arnolds setzte sich dieser Niedergang auch durch die "Reformation" hindurch fort. Aus dieser Sicht gelangt Arnold letztlich zu einer Leugnung der sichtbaren Kirche, die ihn dazu hätte veranlassen sein Amt niederzulegen. Dies tat er jedoch nicht, sondern strebte nach seiner Ausreise aus Kursachsen ein weiteres kirchliches Amt in Brandenburg an.
Arnold stellte wie viele Ketzer der sichtbaren Kirche eine unter alle Völker und Kirchen zerstreute unsichtbare "Kirche des Geistes" entgegen. Das große Werk endet mit dem Jahr 1688, an das Arnold anscheinend eschatologische Erwartungen knüpfte.
Reaktionen auf sein Werk
Als Reaktion auf das Erscheinen seines Werkes erschienen eine Reihe gegen Arnold gerichteter lutherischer Schriften. Auch Spener kritisierte das Buch, wenn auch wohl aus oportunistischen Gründen. Christian Tomasius hingegen sprach vom besten und nützlichsten Buch nächst der Heiligen Schrift (!!!).
Arnolds Werk hatte nicht unbeträchtlichen Einfluß auf die Herausbildung einer aufklärerischen Theologie, wie er beispielsweise bei Christoph Matthäus Pfaff und Johann Salomo Semler zu erkennen ist.
Auch das Denken so unterschiedlicher Persönlichkeiten wie Friedrich den Großen, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder, Friedrich Schleiermacher und Johann Wolfgang von Goethe wurde von Arnold beeinflußt. Goethe schrieb über Arnold:
- "Einen großen Einfluß erfuhr ich dabei von einem wichtigen Buche, das mir in die Hände geriet, es war Arnolds "Kirchen- und Ketzergeschichte“. Dieser Mann ist nicht ein bloß reflektierender Historiker, sondern zugleich fromm und fühlend. Seine Gesinnungen stimmten sehr zu den meinigen, und was mich an seinem Werk besonders ergötzte, war, daß ich von manchen Ketzern, die man mir bisher als toll oder gottlos vorgestellt hatte, einen vorteilhaftem Begriff erhielt."[2]
Im Pietismus, wo besonders Arnolds Auffassung des Verfalls der originären christlichen Idee als kirchengeschichtliches Leitmotiv verhängnisvoll weiterlebte, wird seine Nachwirkung unmittelbar besonders bei Johann Konrad Dippel und Gerhard Tersteegen sichtbar und reicht bis Johann Heinrich Jung-Stilling und August Neander.
Hymnen von Gottfried Arnold
- * = von Bach vertont
- O Durchbrecher aller Bande
- O stilles Gotteslamm * (Weise bei Bach)
- So führst du doch recht selig, Herr, die Deinen
- Vergiß mein nicht, daß ich dein nicht vergesse *
- Vergiß mein nicht, mein allerliebster Gott *