Die Grundlagen des Nationalsozialismus (Eine Untersuchung von Bischof Alois Hudal)

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  • Zusammengefaßt von Martin Möller


Einleitendes

Einleitung von Bischof Dr. Alois Hudal. Das Buch ist 1937 in Deutschland und Österreich erschienen!

Das Werden der Bewegung

Besser als viele heutige Historiker schildert Dr. Hudal zunächst die Entstehung der NS-Ideologie aus den Volkstumskämpfen in den österreichischen Grenzländern und in den Außenbezirken Böhmens. In diesen Regionen führte das „Slawentum“ bereits seit Beginn des 19. Jh. einen immer aggressiver werdenden Kampf gegen die angestammte deutsche Bevölkerung, die sie erfolgreich zu verdrängen und auszutilgen suchte. Dem NS gelang es, sich als Abwehrideologie gegen diese Bestrebungen zu etablieren. Die Entstehung des Nationalsozialismus ist somit vor allem ein österreichisches Phänomen, vor dem 1. Weltkrieg konnte der NS in Deutschland gar nicht Fuß fassen!

Hudal ermittelt weitere Quellen des NS. Er nennt Aufklärung und Liberalismus, die bekanntlich in Österreich als Josefinismus einen vom Haus Habsburg unterstützten verheerenden Kampf gegen den kirchlichen Glauben geführt haben. Es handelte sich um veritable staatliche Kirchenfeindschaft, die frühbolschewistische Züge trug und die emanzipatorischen Bewegungen auf eine antikatholische Tendenz verwies. Es war dies die gleiche Quelle, die auch zu den linken und sozialistischen Bewegungen führte, die bekanntlich mit dem NS aufs Engste verwandt sind. Hudal nennt den intransigent modernistischen Bischof von Gurk und Salzburg Graf Auersperg als Förderer des Josefinismus.

In den antikatholischen Aktivitäten des auf der Basis der kleindeutschen Reichseinigung erstarkten Protestantismus sind dann alle Elemente des NS bereits voll ausgeprägt! Es fiele nicht schwer, den NS als lediglich eine Weiterentwicklung des Protestantismus des 19. Jh. darzustellen. Dem protestantisch geprägten Deutschnationalismus gelang es, den Katholizismus stereotyp als antideutsch darzustellen, eine Position, die der NS deckungsgleich übernahm und die sich noch verhängnisvoll auswirken sollte.

Philosophische Wegbereiter

Hudal untersucht des Weiteren die philosophischen Quellen des NS. Für die vom NS teils beanspruchten Meister Eckhart und Nikolaus von Kues stellt er klar, daß diese als eindeutig katholisch für den NS nicht in Anspruch zu nehmen sind. Hingegen führe ein deutlich erkennbarer Weg von Schopenhauer, Nietzsche und Dilthey hin zu Chamberlain, Richard Wagner, Lagarde und Spengler.

Meister Eckhard, eine der großen Gestalten des deutschen Mittelalters, den erst die Romantik wiederentdeckte, wird besonders von der deutschen Glaubensbewegung, die sich mit Unrecht als den reinsten Verkünder der nationalsozialistischen Weltanschauung betrachtet, zum Empörer gegen den römischen Katholizismus und das „orientalische“ Christentum gestempelt, da in ihm zum ersten Mal auf deutschem Boden „das nordisch-germanische, lang unterdrückte kosmische Lebens- und Gottesgefühl durchgebrochen war, um sich in einer artgemäßen, pantheistischen, gottseligen Mystik zu formen.“

Die ernste Wissenschaft, der Sachlichkeit noch nicht abhanden gekommen ist, hat unterdessen den Beweis erbracht, daß die Behauptung, in Eckhart sei eine der christlichen Frömmigkeit entgegengesetzte germanische Mystik aufgebrochen, nur willkürliche Annahme ist, die auf falsch verstandenen Texten beruht. Es ist vielmehr der alte, über ein Jahrtausend fließende Strom christlicher Überlieferung, in der Augustin, der christliche Neuplatonismus, das Johannesevangelium und der Apostel Paulus vertreten sind.

Meister Eckharts Schriften sind nicht die Urkunde einer bis dahin nicht in Kraft getretenen „germanischen“ Christlichkeit, so daß er auch nicht als Schildhalter einer deutschen Nationalkirche in Anspruch genommen werden kann. Dieser Streit um Eckhart war auch nicht von heute, so aktuell er sich gebärden mag[1]. Auch die seinerzeitige Verurteilung Eckharts, die rücksichtsvoll erst nach dem Tode vorgenommen wurde, richtete sich gegen Unberufene, die ihn bereits damals mißverstanden haben.

Gerade die Neuausgabe seiner lateinischen Werke beweist, daß Eckhart fest in der christlichen Vergangenheit wurzelt und keineswegs der aus der deutschen Waldeinsamkeit hervortretende Religionsstifter gewesen ist. Er steht als Mystiker in weltweiten Zusammenhängen, die nach wie vor im Schatten liegen, Seine Größe kann nur am Neuplatonismus und an noch weiter ostwärts und rückwärts gelegenen Zentren der religiösen Überlieferung gemessen werden, mit denen er als scholastischer Denker wie als Sohn der Kreuzzugsepoche in Beziehung steht.

Eines Tages wird es unbegreiflich sein, daß man über deutsche Mystik spricht, ohne ein Wort über arabische, indische oder chinesische Gottesversenkung zu verlieren, und diese Blindheit wird ebenso schwerwiegende Korrekturen erforderlich machen wie die Unkenntnis der scholastischen Theologie. Damit soll in keiner Weise der nachhaltige Einfluß Eckharts auf die Entwicklung des nationalen Denkens in Deutschland geleugnet werden, seitdem Franz von Baader die jahrhundertelang unbeachtet gebliebenen deutschen Schriften desselben wieder entdeckte und Hegel in Eckhart seine eigene Philosophie vorgeformt wähnte.

Auch Nikolaus von Kues wird von Hudal vor der Vereinnahmung durch gewisse NS-Autoren in Schutz genommen.

Nun geht Hudal auf einige Philosophen des 19. Jh. ein, die er je nach Eigenart klar als Wegbereiter des NS herausarbeitet. Es handelt sich um Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Dilthey und Chamberlain. Diese Entwicklung wird, so Hudal in Richard Wagner zusammengefaßt.

Geschichtliche Vorarbeiten

Dichter und Kulturphilosophen als nationale Vorkämpfer

Hier seien lediglich die Namen wiedergegeben, die Hudal nennt: Anastasius Grün, Graf Auersperg, Anzengruber, Rosegger, Hamerling, Thoma, Felix Dahn, Wilhelm Busch, Adolf Bartels, Stefan George, Artur Moeller van den Bruck, Dietrich Eckart, Hermann Löns, Julius Langbehn, Momme Nissen, Paul de Lagarde und Anton de Lagarde.

Soziale Vorarbeiten

Hier können, so Hudal, Protestanten und Katholiken auf weite Strecken dem NS zustimmen, denn:

„Wer das nationalsozialistische Wirtschaftsprogramm genauer überprüft, wird die erfreuliche Tatsache feststellen können, daß das gesamte (sic!) Material, das in den Artikeln des Parteiprogramms verarbeitet wurde, bereits längst früher als Forderung aufgestellt worden war von den früheren Schriftstellern der österreichischen Christlichsozialen Partei, der katholischen Arbeiterbewegung in Deutschland (Ketteler), der Schule von Mönchengladbach (Hitze) und der Kreis um Baron Vogelsang, des Klassikers dieser christlich-sozialen Reformbestrebungen und besonders des Ständestaatsgedankens, ferner von der in Berlin durch den Hofprediger Adolf Stoecker begründeten christlich-sozialen Bewegung.“

Religiöse, sittliche und geschichtsphilosophische Lehren des Nationalsozialismus

Der Begriff der Weltanschauung

Hudal arbeitet das Wesen dieses Begriffs heraus, der sich nicht mit Religion gleichsetzen läßt. Hudal stellt die sehr widersprüchlichen Aussagen der NS-Schriftsteller dar. Und schließlich:

  1. Jede Weltanschauung muß auf's Ganze gehen und eine Synthese bieten.
  2. Das Christentum ist auf's Ganze ausgerichtet, neben ihm kann es keine eigentliche Weltanschauung geben.
  3. Eine Weltanschauung hat nur der, der auch die letzten Fragen einheitlich beantworten kann.
  4. Eine Weltanschauung kann nur von der Religion her gewonnen werden. Sie darf nicht stehenbleiben bei den Begriffen Volk und Staat oder gar bei der Innenpolitik.
  5. NS ist nicht Weltanschauung, sondern bestenfalls Weltbild.

Das positive Christentum

Das Bekenntnis zum „positiven Christentum“ stand bekanntlich im Parteiprogramm der NSDAP. Auch am Anfang der NS-Diktatur in Deutschland stand vielfach das nationalsozialistische Gelöbnis des Schutzes des christlichen Glaubens und der „Kirchen“. Dieses Bekenntnis war zwar von Anfang an eine Lüge, doch arbeitet Bischof Hudal die Widersprüche des NS-Schrifttums sehr subtil heraus. Er schließt:

„Im Begriff des positiven Christentums, den das führende nationalsozialistische Schrifttum uns gibt, liegen mannigfache Geheimnisse, die eine eindeutige Auslegung schwierig machen. Man kann darin nur eine allgemeine Formulierung erblicken, die durch die konfessionelle Spaltung Deutschlands praktisch bedingt ist, oder eine Einengung des universellen Charakters des Christentums, das aber, weil göttlichen Ursprungs, nicht an Rassengefühlen und nationalen Kulturkreisen gemessen werden soll, sondern diese erst aus sich heraushebt.
Die letztere Sinndeutung des Begriffes „positives Christentum, die den klaren Worten Hitlers widerspricht, würde allerdings mit einer Irrlehre endigen. Schon dies mannigfache Auslegung der beiden grundlegenden Begriffe „Weltanschauung“, „positives Christentum“ durch einzelne Schriftsteller, die in einen bewußten Gegensatz zum ursprünglichen Programm des Nationalsozialismus treten, bewirkt eine Unklarheit und Unsicherheit des ganzen Systems in den weitern Schlußfolgerungen.“

Dies, muß man sagen, ist äußerst höflich ausgedrückt.

Das Rassenproblem

Nun geht Hudal zur Rassenfrage über, die bekanntlich im NS eine zentrale Stellung einnahm. Nach sehr ausführlicher Darstellung resümiert Hudal, daß „der Rassegedanke geradezu als das Grunddogma der ganzen Bewegung erscheint und alle gesetzlichen Forderungen irgendwie in demselben ihre Begründung suchen. … Jede starke Betonung geistiger Kräfte in der kulturellen Entwicklung der Völker wird[2] als ein Verrat an … der Bewegung bezeichnet. … Wer die wissenschaftliche Begründung in den zahlreichen Werken der modernen Rassenforscher untersucht, wird allerdings leider feststellen müssen, daß oft nur Wahrscheinlichkeitsbeweise hineingezogen werden, da die Wissenschaft noch nicht das letzte Wort gesprochen hat. Niemand hat auch bisher eine genaue und einwandfreie Klärung des allen Schlußfolgerungen zugrunde gelegten Wortes „Erbmasse“, ebenso wenig eine eindeutige Auslegung des Begriffes „Rasse“ überhaupt gegeben.“

Hudal weist deutlich auf die Gefahren der NS-Rasselehre hin. Zum ersten nennt er die Gefahr der Selbstüberhebung des nordischen Menschen gegenüber anderen Völkern. Er nennt die unleugbare Tatsache, daß das Deutschtum selbst bereits auf volklicher und rassischer Mischung beruht. Teilweise werde aus der Rasselehre die Schlußfolgerung gezogen, das Christentum sei artfremd, dem Deutschtum entspreche eine s.g. „Deutschreligion“. Dritte Gefahr sei das Aufgehen in reinem Materialismus: „Wenn das Göttliche in Blut und Rasse immanent ist, dann wäre die Offenbarung nur das Klingen der völkischen Blutsubstanz, ein Selbstgespräch, ein vollständig naturalistischer Offenbarungsbegriff, aber nicht im Sinne der Bibel.“

Vierte Folge sei die „Ablehnung des jüdischen Volkes und seiner Geschichte auch innerhalb der alttestamentlichen Religion, ferner eine Betrachtung von Nation, Ehre und Familie nur nach rassehygienischen Gesichtspunkten (Aufklärung über rechte Gattenwahl, Unfruchtbarmachung Minderwertiger).“ Im NS ist der Mensch ist nicht mehr gottbezogen, sondern existiert lediglich in Bezug auf Blut- und Rasseeinheit seines Volkes. Völlig mit Recht warnt Hudal: „Damit beginnt eine ungeheure sittliche Umwälzung, vorgetragen durch jene unruhigen Volksmassen, die die Bewegung der Dechristianisierung verkörpern.“ Und Hudal fährt fort:

„Religion verlangt eine innere, sittliche Umwandlung des Menschen, eine Läuterung des natürlichen Menschen, einen geistig-seelischen Vorgang, der an nichts von Natur Gegebenes wie Blut und Rasse gebunden ist. Von je hat man daher die Lehren der Weltreligionen im Einklang mit denen Laotses, Platos, Dantes als Idealismus bezeichnet. Durch sittliche Läuterung und die Gnade Gottes kommt der Mensch, der durch die Wirrnis des Weltgetriebes in Schuld und Sünde verstrickt wird, zur Erlösung - zur Befreiung von seelischer Not und Qual -, zur Reinigung und Entsühnung, zur Erhebung und zu einem höheren Selbst.

Wenn gewisse neuere Strömungen, an germanische Überlieferung und eingeborenes Fühlen anknüpfend, diese Tatsache des Seelenlebens übersehen und die Meinung vertreten, daß Blut- und Rassenbewußtsein allein hinreichten, um religiös zu fühlen und ein sittlicher Mensch zu sein, so ist dies zu wenig. Die katholische Kirche verurteilt keineswegs die Rassenforschung, sie muß aber in der Radikalisierung einen Rückfall in den Naturalismus erblicken, der durch das Auftreten der übernatürlichen Weltreligion überwunden sein sollte. Gesinnung und Handlungsweise sind sittliche Werte, deren Vorhandensein auch bei guter Rasseanlage nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden darf. Daß edle Gesinnung durch edles Blut bedingt sei, ist ein ebensolches Vorurteil wie daß Rassenmischung und Mischblut zwangsläufig unedle Charaktereigenschaften bewirke.

Die Kirche hat zur Rassenfrage dogmatisch noch keine Stellung eingenommen. Vor dem Angesichtes Gottes, das heißt im Reiche der Übernatur, sind alle Rassen und Völker gleichwertig, gleichberechtigt und gleichverpflichtet, wenn es sich um das letzte Ziel des Lebens handelt. Damit ist gewiß nicht behauptet, daß alle Rasen auch in ihren natürlich, geistigen, sittlichen und physiologischen Anlagen gleichwertig sind.“

Für die Klärung des Rasseproblems stellt Hudal fünf Sätze auf, die er in seinem Buch ausführlich erläutert:

  1. Die Wirklichkeit des Rassenbegriffes kann nicht geleugnet werden.
  2. Die Rasse ist auf der Wertskala der menschlichen Güter ein Gut, aber nicht das höchste.
  3. Das menschliche Geistesleben ist nur sekundär blut- und körperbedingt.
  4. Rassen sind nichts Starres.
  5. Die Rassenlehre macht ein innerweltliches subjektives Moment zum Kriterium unserer Stellung gegenüber der Religion.

Die Judenfrage, der Antisemitismus

Die katholische Kirche dachte in ihrer Judengesetzgebung radikal und folgerichtig, bis im 19. Jh. die Ghettomauern zuerst vom liberalen Staat und nicht von der Kirche überall abgebaut wurden. Für die Judengesetze der Kirche waren aber, wie sich aus der ganzen Übernatur des Christentums ergibt, zunächst religiöse und nicht völkisch-rassische Erwägungen maßgebend. Hudal stellt zu Recht fest, daß die „wissenschaftlichen“ Begründer des „Antisemitismus“ selbst Juden gewesen seien. Hudal weist dann etliche Vorurteile über das Judentum zurück, so, daß das Judentum eine ethnische Einheit darstelle: „Man stößt infolge der häufigen und jahrhundertelang durchgeführten Vermischung mit deutschem Blut auf Fragen von unübersehbarer Kompliziertheit.“ Hudal weist darauf hin, daß auch gerade die „Judenfrage“ im Grenzland aufgekommen sei und lediglich auf größere Räume übertragen wurde. Hudal konzediert, daß die Judenfrage eine „wichtige Frage des deutschen Volkes ist“.

Und er stellt fest, daß „besonders der Marxismus in Deutschland und Österreich überall, wo er zur Herrschaft gelangt war, zielbewußt und rücksichtslos seine Macht zum Vorteil des eingewanderten Judentums ausgenützt“ hat. Hudal weist auf den verheerenden Einfluß des „religiös und sittlich verfallenen“ Teils der Juden hin. Und weiter: „Seit der Französischen Revolution … wurden immer stärker unter staatlichem Einfluß die zahlreichen Abwehrmaßnahmen und Gesetze der katholischen Kirche des Mittelalters über die Stellung der Juden in der christlichen Gesellschaft abgebaut.“

Hudal deutet an, daß bereits im 18. Jh. die Angst vorgeherrscht habe, sich mit der Judenfrage auseinanderzusetzen: „So gibt es auch keine hochwertige, dem nationalen Denken des Deutschen Volkes entsprechende Geschichte der Juden im Deutschen Sprachgebiet.“ (Hinweis in der Fußnote: Ein erster Versuch ist das Werk von Wilhelm Grau: Antisemitismus im spätem Mittelalter. Verlag Duncker 1935.) Ein Vernachlässigen der Judenfrage könne zu „gefährlichem Radikalismus“ führen.

Hinweis auf kirchlichen Standpunkt

Der Irrtum des NS liegt in der Radikalisierung, die alle Schattenseiten in der Völkergeschichte nur auf das Judentum zurückführt. Diese Radikalisierung führt über die Ablehnung des AT zur Ablehnung Christi selbst. Es falle auf, daß alle radikalen Vertreter des Antisemitismus auch besonders den Katholizismus ablehnen[3]. Auch stamme der NS-Antisemitismus aus der liberalen protestantischen Theologie. Als typisches Beispiel für die Überheblichkeit des NS wird Wilhelm Stapel zitiert: „Wenn in ganz Polen nur zwei Deutsche wohnen würden, so wären sie mehr als die Millionen Polen, denn sie sind eben Deutsche.“

Im Gegensatz dazu wird aus einer deutschen kirchlichen Verlautbarung zitiert:

„Es gib wirklich spezifisch jüdische Anschauungen, die Jesus und Paulus mit gleicher Entschlossenheit bekämpfen. Diese Anschauungen haben ihre Wurzeln in der Idee eines Vorrangs der jüdischen Rasse vor allen andern Völkern. Diese Idee stammt nicht aus dem Alten Testament, für das Israel nur einen Vorrang an Gnade, nicht aber einen der Rasse besitzt. Das spätere Judentum aber hat - und das ist seine weltgeschichtliche Schuld und die letzte Ursache seines Unterganges - den vom Alten Testament verkündigten Gnadenvorzug in einen naturhaften Vorrang seiner Rasse umgedeutet.
Ursache und Wirkung wurden vertauscht; nicht mehr beruht - wie im AT - Israels Vorzug auf Gottes Gnade, sondern Gottes Gnade ruht auf Israel, weil es das edelste unter allen Völkern … Das ist jene wirklich jüdische Lehre, gegen die schon der Täufer Johannes, obschon selbst Jude, protestiert hat, wie auch der Jude Matthäus überliefert,[4] gegen die Jesus einen ununterbrochenen Kampf geführt hat; … über die, als sie auch die junge Kirche Christi bedrohte, kein anderer den entscheidenden Sieg errungen hat als Paulus.“

Und Hudal resümiert:

„Das Christentum ist die Überwindung der in der Spätphase israelitischer Geschichte erstmals bekundeten und dogmatisierten Rassenvergöttlichung, die im Gegensatz zur wissenschaftlichen Rassenforschung also keine moderne Schöpfung ist; wo deshalb in dem fortgeschrittenen Zeitalter europäischer Völkergeschichte das Christentum seine bindende Kraft einbüßt, entsteht neuerdings die Möglichkeit einer Rassenvergöttlichung. Diese jüdisch-deutsche Geschichtsparallele über zwei Jahrtausende hinweg ist tief merkwürdig. Erhärtet wird sie durch die Tatsache, daß auch heute im echten deutschen Christentum das Judenproblem nicht diese Schärfe gewinnt.“

Die Nürnberger Gesetzgebung lehnt Hudal ab, konzediert aber, daß „das Judentum durch seinen starken Anteil an der marxistischen und besonders an der bolschewistischen Bewegung vielfach die augenblickliche reichsdeutsche Gesetzgebung selbst verschuldet hat … Wir haben als Christen und Katholiken nicht den geringsten Anlaß, jenes Judentum zu verteidigen, das nach dem Weltkriege die Führung der Arbeitermassen im Sinne des Marxismus an sich gerissen und reichlich genug für selbstsüchtige Zwecke mißbraucht hat; allein gerade weil wir jede Ungerechtigkeit verurteilen, hüten wir uns vor einer Verallgemeinerung, als ob in der Gesichte nur das Judentum für soziale und politische Mißstände verantwortlich gewesen wäre.“

Hudal differenziert auch zwischen den „religiös zerfallenen“ und der „großen Mehrheit jener Juden, die in konservativem und staatserhaltendem Sinne“ orientiert ist:

„Es ist grundsätzlich falsch und sittlich niemals zu rechtfertigen, die abwegige Betätigung eines Teils der Judenschaft als Beweis für die Diskriminierung der gesamten unter den Deutschen lebenden Juden zu buchen. Viele Juden sind vollständig im fremden Volkstum aufgegangen und haben in demselben hervorragende Leistungen vollbracht. … Das Schicksal der Juden unter den Völkern und damit das Judenproblem überhaut kann in letzter Hinsicht nicht bloß aus dem Tatbestand einer anderen Rasse … erklärt werden, sondern bedarf notwendig auch einer theologischen Orientierung, um nicht im Bestreben, das eigene Volkstum zu schützen, zu ungerechten Anschauungen zu kommen, die nicht bloß der Wahrheit, sondern auch der rein menschlichen Humanität widersprechen würden.“

Hudal geht noch auf die volkliche Verwandtschaft von Deutschen und Juden ein, leider nur beiläufig.

Das Problem des Rasseneinflusses in der Entwicklung des abendländischen Christentums

Hier stellt Hudal auf 25 konzentrierten Seiten die Problematik sehr ausführlich dar, die sich aus der (wissenschaftlichen bzw. NS-) Rasse- bzw. Volkstumslehre für das Christentum und die Kirchengeschichtsschreibung ergeben. Neben vielem anderen konstatiert Hudal:

„Nach christlicher Weltanschauung gehört die unbedingte Überordnung und der Primat nicht dem Blut, sondern dem Geist. Wo der menschliche Wille Schwächen und Hemmungen aufweist, liegt die tiefste Wurzel, so sehr auch Klima, Landschaft und Rasse dabei mitspielen können, in einer geistigen Sphäre, in der Erbschuld und nicht im Blute. Deshalb kann auch die Rasse niemals allein und für sich zu einem sittlichen Wertbegriff erhoben werden, ohne daß wir leugnen wollen, daß die einzelnen Rassen sich durch bestimmte, nur ihnen eigentümliche Anlagen unterscheiden … Wer eine von Blut und Rasse her bestimmte Geschichte der Nationen schreiben will, ist nicht minder Materialist wie die Schüler des Marxismus, wenn sie die Völkerentwicklung nur nach wirtschaftlichen und klassenmäßig bedingten Gegensätzen erklären wollen.“

Sterilisation und Eugenik

Die NS maßten sich bekanntlich erhebliche Kompetenzen auf erbgesundheitlichem Gebiet an, obwohl ihr Schrifttum hier zwischen Dummheit, Kriminalität und Wahnsinn changiert. In christlicher Geduld widmete sich Hudal diesem Sumpf und korrigiert die meisten Aussagen dieser Strolche. Hudal weist hin auf die aktuelle Ehe-Enzyklika „Casti connubii“: Kastration und Sterilisierung sind demnach unerlaubte Verletzungen des Körpers, zu denen kein Mensch die Erlaubnis geben darf. … Die katholische Kirche verbietet alle Maßnahmen, die geeignet sein könnten, die Geburtenzahl zu verringern, also auch sämtliche empfängnisverhütenden Mittel … Für den Katholiken kommt weder die zwangsmäßige noch die freiwillige Sterilisation in Betracht, deshalb kann auch kein Katholik … den Antrag auf Sterilisation stellen.

Wichtige Gesichtspunkte sind:

  1. Es ist ein Irrtum, daß Sterilisation der Gesamtheit der Bevölkerung dient.
  2. Die Beseitigung der Zeugungskraft einer Person ist stets Verstümmelung.
  3. Pflege Kranker und Hilfloser ist zentraler Teil menschlicher Kultur und Tätigkeit.
  4. Bei Erbkranken kann man nicht von persönlicher Schuld reden.
  5. Ehen sterilisierter Personen sind nicht zu verhindern.
  6. In den modernen eugenischen Bestrebungen liegt eine Tendenz zur Radikalisierung.
  7. Der Staat ist keine Zuchtanstalt.
  8. Sterilisation kann Gesundheitsgefährdung bedeuten
  9. Pflicht der Universitäten und Schulen ist es, die christliche Ethik zu lehren.
  10. Wer Eheverbote fordert, der muß auch außerehelichen GV verbieten.
  11. Junge Menschen müssen für die christliche Ehe erzogen werden.

Nation und Volkstum

Hudal stellt zunächst auf vielen Seiten sehr konzentriert und kenntnisreich die Genesis der modernen Begriffe dar. Er schließt am Ende:

„Der Protestantismus und die später als notwenige Gegenwirkung eintretende Gegenreformation haben Volk und Reich in zwei Lager geteilt, das Kaisertum [weiter] geschwächt, die deutschen Einzelstaaten kulturell vollends voneinander geschieden, Deutschland in die großen Kämpfe des konfessionell gespaltenen Europa hineingerissen und gerade in einer Zeit größter weltpolitischer Entscheidungen das deutsche Volk, den damals gegebenen Träger der Weltkaiseridee, zu dieser Aufgabe unfähig gemacht.
Gerade die deutsche Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts beweist, daß die vielfach als urdeutsch erklärte Reformation des 16. Jahrhunderts sich zum Unglück unseres Volkes gestaltet hat. Längst wäre die Einheit erkämpft, niemals wären die Religionskämpfe des 17. Jahrhunderts gekommen, die ganz Norddeutschland aus einer blühenden katholischen Kultur um Jahrhunderte zurückgeworfen hat, ohne etwas Vollwertiges, Gleichgeartetes an ihre Stelle zu setzen. Der Beweis ist nicht schwer, daß mit dem 15. und noch mehr mit dem 16. Jahrhundert der Zerfall des universellen deutschen Denkens und der Begriff Nation und Volkstum begonnen hat.“

Staatsgedanke und Führertum

Hudal zeigt die Verwandtschaft von Marxismus und NS auf, die in der Leugnung der Erbschuld und dem vorgeblichen Glauben an die unbedingte Güte der menschlichen Natur besteht. Hudal legt die verschiedenen Teilgebiete nationalsozialistischer Staatslehre dar und analysiert sie. Er geht auf den Einfluß des Römischen Rechts und auf Carl Schmitt ein. Und er zeigt eine weitere Parallele von Bolschewismus und NS, wenn er Lenin zitiert: „Alles, was dem Russischen Volk dient, ist Recht, alles, was ihm schadet, ist Unrecht.“ Dieser Satz steht analog bei Rosenberg und in hunderten NS-Aufsätzen.

Der Totalitätsstaat

Hier geht Hudal auf den Anspruch der Erziehung der Kinder und Jugendlichen durch die modernen totalitären Staaten ein, ein Anspruch der unsagbares Leid über Millionen Menschen gebracht hat. Dieser Anspruch gehe von Hegel aus. Seine Kehrseite war ein Christentum, das sich lediglich dem asketischen Jenseitsgedanken widmete (Overbeck, Nietzsche, Burckhard).

Ausführliche Analyse und Schluß:

„Nach der päpstlichen Enzyklika „Divini illius Magistri“ vom Jahre 1929, der Magna Charta christlicher Erziehung, gibt es drei ursprüngliche, mit letzter Verantwortung ausgestattete Erziehungsmächte, die Familie und die katholische Kirche als natur- und gottgewollte Erziehungsträger und den Staat. So wie die Schule ihre Rechtsbefugnisse nicht aus eigener Machtvollkommenheit besitzt, sondern von den primären Erziehungsträgern übertragen erhalten hat, wird auch der Staat nur dann dieser Rangordnung in der Erziehung entsprechen, wenn er die Schule auf ihr eigentliches Wirkungsgebiet beschränkt und ihr keine Übergriffe in die Sphäre der Familie und der Kirche gestattet, indem er sich hütet, Familie und Kirche auszusaugen und sich an ihre Stelle zu setzen, weil die eigentliche Seele der Bildungsarbeit dir Religion ist und erst in religiöser Sicht die Bildungswerte in ihrer wahren Bedeutung erscheinen.

Religion - Seelsorge - Politik

Im Gegensatz zum Staat des Liberalismus will der NS-Staat alle Bereiche des Daseins beherrschen, so auch die Kirchen, ihren Glauben und ihre Theologie. Hudal skizziert den Problemkreis, der aus dieser Frontstellung erwächst. Er weiß: „Die Religion Christi ist umfassend und kann nicht eine Provinz des geistigen Lebens neben Politik, Wirtschafat und Kultur sein, sondern muß für alle sittliche Norm bedeuten.“

Hudal geht auf das Problem der konfessionellen bzw. christlichen Parteien im liberalen System ein. Den Aufstieg Deutschlands im 19. Jh. beurteilt er negativ: „Der deutsche Aufstieg im 19. Jh. vollzog sich unter dem Zeichen des Liberalismus und der demokratischen Rechte, also einer individualistischen Gesinnung, welche, wie die Geschichte gezeigt hat, das Gefühl für Gemeinschaft und Verantwortung in breiten Schichten der europäischen Völker untergrub und das Bürgertum überhaupt für einen Umsturz reif machte.“

Rom und das deutsche Volk

Der Kampf des NS gegen das Christentum führte notwendiger Weise zu einer Frontstellung von Germanischer und lateinischer Kultur. Mit diesem Thema ist Hudal wärmstens vertraut, hatte er ihm doch bereits zwei Bücher gewidmet. Er analysiert den Wahn der NS-Autoren sehr ausführlich und kommt zu dem Ergebnis, daß eine Frontstellung gegen Rom nicht nur undeutsch, sondern sogar antideutsch ist.

Zitate

Wahres Volkstum ist ohne Religion auf die Dauer unmöglich. Eine Trennung beider Gebiete ist ein Irrtum, da beide wesentlich zusammengehören. Deshalb muß die völlige Entkonfessioinalisierung des völkischen Brauchtums als ein Angriff auf Volkstum und Christentum zugleich zurückgewiesen werden.[5]

Verweise




Einzelnachweise

  1. Perspektive von 1936.
  2. von den NS-“Theoretikern“
  3. und natürlich das Christentum in toto.
  4. Mat. 3, 7-12: Johannes sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Sehet zu, tut rechtschaffene Frucht der Buße! 9 Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. 10 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.12 Und er hat seine Wurfschaufel in der Hand: er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.
  5. S. 155 f.