Eckhart von Hochheim

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  • * um 1260 in Hochheim bei Erfurt[1]
  • † vor dem 30. April 1328 in Avignon


Meister Eckhart war ein einflußreicher Theologe und Philosoph.


Leben

Schon als Jugendlicher trat er in den Orden der Dominikaner ein, in dem er später hohe Ämter erlangte.

Eckhart wird vielfach als Mystiker charakterisiert. In der neueren Forschung dominiert allerdings die Auffassung, daß der unterschiedlich definierte Begriff „Mystik“ als Bezeichnung für Elemente seiner Lehre irreführend oder zumindest erläuterungsbedürftig und nur eingeschränkt verwendbar ist.

Rezeption

Vier von Eckharts Predigten, die damals fälschlich Johannes Tauler zugeschrieben wurden, fanden Aufnahme in die ersten Taulerdrucke (Leipzig 1498 und Augsburg 1508). In Adam Petris 1521 erschienenem Basler Taulerdruck stehen auch Predigten, die der Herausgeber Autoren zuschreibt, die Tauler beeinflußten. Unter diesen „Lehrern“ hebt Petri Eckhart hervor, der ein „vortrefflich hochgelehrter Mann“ gewesen sei, aber von vielen seiner gelehrten Zeitgenossen nicht verstanden worden sei. Petris Druck enthält zahlreiche Predigten Eckharts. Auch im 1543 erschienenen, von Petrus Canisius bearbeiteten Kölner Taulerdruck und in dessen lateinischer Übersetzung durch Laurentius Surius (1548) finden sich Texte Eckharts. Surius wagte es, Eckhart als Verfasser zu nennen. Seine Ausgabe wurde im 16. und 17. Jahrhundert mehrmals neu aufgelegt und in eine Reihe von weiteren Sprachen übersetzt. Dadurch wurden einige Predigten Eckharts auch außerhalb des deutschen Sprachraums bekannt.

Der evangelische Liederdichter Daniel Sudermann verarbeitete Gedanken Eckharts, den er bewunderte, in einigen seiner Liedertexte. Er sammelte und kopierte eifrig Handschriften mittelalterlicher religiöser Werke, darunter auch Abschriften von Texten Eckharts. Der Pietist Gottfried Arnold war ein profilierter Vertreter einer evangelischen Eckhart-Rezeption, die den Dominikaner zu einem Vorläufer der Reformation erklärte.[104]

Im Zeitalter der Aufklärung fand Eckhart in der gebildeten Öffentlichkeit wenig Beachtung. In weiten Kreisen der an mittelalterlicher Spiritualität Interessierten hielt man sich an die 1719–1721 in Paris veröffentlichte Standarddarstellung der Literaturgeschichte des Dominikanerordens von Jacques Quétif und Jacques Echard, Scriptores Ordinis Praedicatorum. Dort war eine von Quétif stammende relativ unvoreingenommene Präsentation und Interpretation des damals bekannten Materials zu finden, was viel zur Rehabilitierung Eckharts bei Katholiken, die für sein Gedankengut empfänglich waren, beitrug.

Heinrich Denifle

Heinrich Denifle reihte Meister Eckhart unter die Scholastiker ein. Er charakterisierte Eckhart als schlechten Scholastiker und verworrenen Denker, der sich unpräzise ausdrücke, und bestritt seine Originalität. Die kirchliche Verurteilung sei völlig zu Recht erfolgt.

Bischof Alois Hudal

Bischof Alois Hudal nimmt Eckart gegen nationalsozialistische Vereinnahmungsversuche in Schutz:

„Meister Eckhard, eine der großen gestalten des deutschen Mittelalters, den erst die Romantik wiederentdeckte, wird besonders von der deutschen Glaubensbewegung, die sich mit Unrecht als den reinsten Verkünder der nationalsozialistischen Weltanschauung betrachtet, zum Empörer gegen den römischen Katholizismus und das „orientalische“ Christentum gestempelt, da in ihm zum ersten Mal auf deutschem Boden „das nordisch-germanische, lang unterdrückte kosmische Lebens- und Gottesgefühl durchgebrochen war, um sich in einer artgemäßen, pan-theistischen, gottseligen Mystik zu formen.“

Die ernste Wissenschaft, der Sachlichkeit noch nicht abhanden gekommen ist, hat unterdessen den Beweis erbracht, daß die Behauptung, in Eckhart sei eine der christlichen Frömmigkeit entgegengesetzte germanische Mystik aufgebrochen, nur willkürliche Annahme ist, die auf falsch verstandenen Texten beruht. Es ist vielmehr der alte, über ein Jahrtausend fließende Strom christlicher Überlieferung, in der Augustin, der christliche Neuplatonismus. da Johannesevangelium und der Apostel Paulus vertreten sind.

Meister Eckharts Schriften sind nicht die Urkunde einer bis dahin nicht in Kraft getretenen „germanischen“ Christlichkeit, so daß er auch nicht als Schildhalter einer deutschen Nationalkirche in Anspruch genommen werden kann. Dieser Streit um Eckhart ist auch nicht von heute, so aktuell er sich gebärden mag. Auch die seinerzeitige Verurteilung Eckharts, die rücksichtsvoll erst nach seinem Tode vorgenommen wurde, richtete sich gegen Unberufene, die ihn bereits damals mißverstanden haben. Gerade die Neuausgabe seiner lateinischen Werke beweist, daß Eckhart fest in der christlichen Vergangenheit wurzelt und keineswegs der aus der deutschen Waldeinsamkeit hervortretende Religionsstifter gewesen ist. Er steht als Mystiker in weltweiten Zusammenhängen, die nach wie vor im Schatten liegen, Seine Größe kann nur am Neuplatonismus und an noch weiter ostwärts und rückwärts gelegenen Zentren der religiösen Überlieferung gemessen werden, mit denen er als scholastischer Denker wie als Sohn der Kreuzzugsepoche in Beziehung steht.

Eines Tages wird es unbegreiflich sein, daß man über deutsche Mystik spricht, ohne ein Wort über arabische, indische oder chinesische Gottesversenkung zu verlieren, und diese Blindheit wird ebenso schwerwiegende Korrekturen erforderlich machen wie die Unkenntnis der scholastischen Theologie. Damit soll in keiner Weise der nachhaltige Einfluß Eckharts auf die Entwicklung des nationalen Denkens in Deutschland gleugnet werden, seitdem Franz von Baader die jahrhundertelang unbeachtet gebliebenen deutschen Schriften desselben wieder entdeckte und Hegel in Eckhart seine eigene Philosophie vorgeformt wähnte.“[2]

Ausgabe Hermann Büttner

1903 – 1909 erschien bei Eugen Diederichs eine zweibändige Übertragung Eckharts in modernes Deutsch von Hermann Büttner. Büttner hatte frecher Weise sehr frei übersetzte und dabei seine eigenen Interpretationen einfließen lassen.

1903 veröffentlichte der jüdische Kommunist Gustav Landauer eine Auswahlübersetzung von Schriften Eckharts, die 1920 von dem jüdischen Publizisten Martin Buber neu herausgegeben wurde. Auch unter den Nazis erlangte Eckhart hohe Popularität. Daran konnten Protestanten und Linkskatholiken bruchlos anknüpfen.

Verweise


Einzelnachweise

  1. wobei es bei Erfurt 2 Hochheim gibt!!!
  2. Hudal: Grundlagen des NS. S. 30 f.