Pius XII.
Pius XII. (* 2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war vom 2. März 1939 bis zu seinem Tod der bislang letzte rechtmäßige Papst der römisch-katholischen Kirche.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Leben
- 2 Konklave und Wahl
- 3 Pontifikat
- 4 Verhalten im Zweiten Weltkrieg
- 5 Ernennungen
- 6 Selig- und Heiligsprechungen
- 7 Pseudo-Seligsprechungsverfahren
- 8 Modernismus bzw. Zweifelhaftes
- 9 Liturgie
- 10 Italienisierung des Latein
- 11 Haltung zum Kommunismus
- 12 Haltung zum Judentum
- 13 Rundschreiben
- 14 Ehrungen
- 15 Literatur
- 16 Verweise
- 17 Einzelnachweise
Leben
- 1899: Priesterweihe am Ostersonntag
- 1901: Promotion zum Doktor der Theologie
- 1911: Ernennung zum Untersekretär im päpstlichen Staatssekretariat
- 1920: Nuntius beim Deutschen Reich nach Abschluß des bayerischen Konkordats
- 1924: Übersiedlung nach Berlin
- 1929: Kreierung zum Kardinal
- 1930: Nachfolger von Pietro Kardinal Gasparri als Staatssekretär; maßgeblich beteiligt am Abschluß des österreichischen und des deutschen Konkordats.
- 1933: Auslandsreisen nach Frankreich, Ungarn, Nord- und Südamerika
- 1936: Freundschaftsbesuch bei Franklin D. Roosevelt im Herbst, dem er so zum Wahlsieg verholfen hat.
Konklave und Wahl
In einem eintägigen Konklave wurde Pacelli am 2. März 1939 zum Papst gewählt. Seine Wahl erfolgte im dritten Wahlgang mit mindestens 48 und höchstens 62 von 63 Stimmen. Am 12. März wurde Pacelli auf der Loggia des Petersdomes mit der Tiara gekrönt. Er war der dritte Kardinalstaatssekretär nach Alexander VII. und Klemens IX., der anschließend zum Papst gewählt wurde. Die Wahl Pacellis wurde von erklärten Kirchenfeinden begrüßt. So begrüßte die New York Times seine Wahl und erhoffte sich, daß er "Seite an Seite mit den demokratischen Völkern die Unabhängigkeit des menschlichen Geistes und die Brüderlichkeit der Menschheit gegen die ungeistigen Methoden neuzeitlicher Barbarei" verteidigen möge.
Pontifikat
Im November 1938 wurden auf sein Geheiß hin die Kultgegenstände der Münchner Synagoge in das Erzbischöfliche Palais verbracht. Auf seine Anordnung hin genossen vor allem gesellschaftlich hochstehende Juden im Vatikan Asyl.
Im Herbst 1936 reiste Pacelli in die USA. Dabei unterstützte er den Kriegstreiber und Massenmörder Franklin D. Roosevelt bei seinem Wahlkampf. Anläßlich dieses Besuches ließ er die Zionistenflagge auf dem Conte di Savoia[1] hissen.
Dem NS-Regime gegenüber verhielt sich Pacelli weitestgehend ruhig. Er weigerte sich sogar, das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten öffentlich zu verurteilen.
Ob es sich bei der Fluchthilfe für Nationalsozialisten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und der direkten Folgezeit um Handlungen einzelner Vatikanvertreter oder um eine organisierte Aktion handelte, und wieviel Papst Pius XII. darüber wußte, ist umstritten. Auf jeden Fall aber waren die Aktivitäten gerechtfertigt, da meist völlig unschuldige Personen erbarmungsloser und ungerechter Verfolgung ausgesetzt waren.
Verhalten im Zweiten Weltkrieg
Pacelli verurteilte zumindest implizit den deutschen Krieg und die Besetzung Polens. Er billigte nach 1941 indirekt die US-amerikanische Hilfe für die Sowjetunion. Gleichzeitig verweigerte er den katholischen Freiwilligenregimentern gegen Stalin seinen apostolischen Segen. Zu den schwersten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs, den eliminatorischen Flächenbombardements deutscher und japanischer Städte wie Hamburg, Dresden, Tokio, Hiroschima und Nagasaki schwieg der Hl. Vater.
Es sei darauf hingewiesen, daß Pius XII. den Einsatz von Atombomben befürwortete.
Den Schutz des altehrwürdigen Klosters Montekassino durch die deutsche Artillerie lehnte Pacelli ab.
Ernennungen
- 11. August 1948: Julius Döpfner wird zum Bischof von Würzburg ernannt.
- 12. Januar 1953: Angelo Roncalli wird zum Kardinal und Patriarchen von Venedig ernannt.
- 15. Januar 1957: Julius Döpfner wird zum Bischof von Berlin ernannt.
Selig- und Heiligsprechungen
- Kanonisierung des hl. Pius X.
Pseudo-Seligsprechungsverfahren
Scheinpapst "Paul VI." eröffnete 1965 den "Seligsprechungsprozeß" für Pius XII. Als Voraussetzung für dessen "Seligsprechung" votierte die zuständige "Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse" im Mai 2007 zugunsten des heroischen Tugendgrades des Papstes.
Modernismus bzw. Zweifelhaftes
- Zulassung der Infragestellung der Historizität der ersten elf Kapitel der Hl. Schrift.[2]
- Zulassung der Evolutionstheorie[3]
- Vertretung eines protestantischen Kirchenbegriffs
- Zulassung der historisch-kritischen Methode für die Bibelexegese[4]
- Vertretung eines falschen Begriffs von Religionsfreiheit
- Er besetzte hohe kirchliche Ämter mit notorischen Häretikern.
- Weigerung, notorische Häretiker zum Widerruf Ihrer Irrlehren aufzufordern.
- "Johannes XXIII." zitierte niemanden häufiger als ihn.
- Nach dem Zeugnis Msgr. Tardinis und des Jesuiten Riccardo Lombardi sah der Papst bereits voraus, daß sein Nachfolger ein Konzil einberufen werde; er selbst hatte dazu bereits in den 1940er Jahren umfangreiche Vorarbeiten durchführen lassen.
- Er förderte Domenico Tardini und Giovanni Montini, letzteren in geradezu exzessivem Maße.
- Änderung der Bedingungen für den gültigen Empfang von Weihen
- Einlassen auf die obligatorische Zivilehe
- Nichtweihe Rußlands
- Vertretung eines Sozial-Evolutionismus
- Vertretung eines irrigen Erlösungs- und Autoritätsbegriffs
- Er wird von den Modernisten als Wegbereiter des "Zweiten Vatikanischen Konzils" und der "nachkonziliaren Reformen" angesehen.
- Befürwortung einer weltzugewandten Ausbildung der Jugend
- Lockerung der Disziplin in den Frauenorden
- Zulassung des "Arbeiterpriester"-Experimentes
- Zulassung von Ordensgemeinschaften mit fragwürdiger Spiritualität
- Befürwortung der Methode der Missionsakkomodation
- Förderung und Anerkennung der "ökumenischen Bewegung"
- Schaffte den Fürsterzbischof-Titel sowie die Verwendung der damit verbundenen weltlichen Würdezeichen (wie Fürstenhut und -mantel) 1951 ab.
Liturgie
Pius war ein warmherziger Förderer der liturgischen Bewegung. Welch katastrophale Folgen dies noch haben sollte, hat sich bald nach dem "Zweiten Vatikanischen Konzil" gezeigt. In Mediator Dei lobte Pius die liturgische Bewegung, gleiches geschah auf dem liturgischen Kongreß 1956 in Assisi (!). Die Modernisten registrierten das Lob der Kirchenzerstörung mit Begeisterung. Zur Steuerung der von ihm geplanten Reformen begründete Pius eine geheime (sic!) Kommission, die vom Freimaurer Annibale Bugnini geleitet wurde.
Karwoche
Mit Pius und nicht etwa mit "Johannes XXIII." oder "Paul VI." begann die sowohl wesentliche als auch heterodoxe Änderung der hl. Liturgie der Kirche. Er "reformierte" die Karwochenliturgie. U. a. verfügte er die abendliche Feier am Gründonnerstag, die nachmittägliche Feier des Karfreitags und die Osternachtfeier am Vorabend des Osterfests. Pius ersetzte die Karfreitagsfürbitte "für den allerchristlichsten Kaiser" durch eine für die Republiken, für "Vaterland" und "Religion", ohne daß dabei gesagt wurde, was mit "Vaterland" und was mit "Religion" gemeint ist. Ebenfalls wurde die Karfreitagsfürbitte für die Juden modifiziert.
- Im Jahre 1945 ordnete er nach 1500 Jahren (!) eine neue Übersetzung der Psalmen des Stundengebets aus dem Hebräischen ins Lateinische an. Diese geradezu diabolische Arbeit übernahm Augustin Bea und seine modernistische Clique.
- Abkürzung des eucharistischen Fastens
- Zulassung der Meßfeier am Nachmittag und am Abend
- Vereinfachung der Rubriken des Meßbuchs und des Breviers[5]
- Zulassung der Volkssprache für bestimmte Teile der Meßfeier und für die Ritualien
- Umkehrung des liturgisch-dogmatischen Leitsatzes "lex orandi - lex credendi"
- Pius XII. wollte das päpstliche Krönungsfest abschaffen.
Italienisierung des Latein
Aus wissenschaftlicher Sicht ist es völlig inakzeptabel, warum Pius die in der Kirche übliche mittellateinische Aussprache des Lateinischen zu einer italienischen Aussprache des Lateinischen umfunktioniert hat. Auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat diesen Unsinn übernommen.
Wenn ein Italiener Latein italienisch ausspricht, sieht man ihm das nach, anderen aber nicht. Kein Deutscher käme auf die Idee, althochdeutsche Texte gemäß den Regeln des heutigen Deutsch auszusprechen, sofern er die richtige Aussprache kennt. Die mittellateinische Aussprache hat sich in lateinischen Fremdwörtern im Deutschen erhalten.
Haltung zum Kommunismus
Pacelli weigerte sich bis 1949, den politischen Kommunismus und die kommunistischen Staaten öffentlich zu verurteilen. Den Einsatz von Atombomben befürwortete der Papst.[6]
Haltung zum Judentum
Eugenio Pacelli wurde in den vergangenen Jahrzehnten von Historikern, Schriftstellern und Journalisten massiv angegriffen, er habe zu bestimmten Vorgängen geschwiegen, sie billigend unterstützt etc. Hierbei handelt es sich um eine rein politische bzw. religiöse Kampagne, die mit der Person Pacelli, seinen Taten und Unterlassungen tatsächlich überhaupt nichts zu tun haben. Man muß es sich klar machen, daß derartige Kampagnen geheimdienstlich sorgfältig konzipiert, gesteuert und durchgeführt werden, um bestimmte langfristige politische und religionspolitishe Ziele zu erreichen. Mit den Personen, die ins Fadenkreuz der Angriffe geraten, haben sie sehr oft nicht das Mindeste zu tun.
Für die historische Bewertung Pacellis spielt solche Kampagnen so gut wie keine Rolle. Immerhin kommen durch die Widerlegung der infamen Lügen immer mehr wichtige Puzzleteile für ein historisches Bild Pacellis ans Licht, die ein zukünftiger Historiker für ein zutreffendes Gesamtbild wird verwenden können.
Um den Philosemiten Pacelli, der möglicherweise selbst jüdischer Abstammung war, als "Antisemiten" hinstellen zu können, wurde vor keiner Fälschung, vor keiner Lüge, vor infamster Hetze nicht zurückgeschreckt.
Rundschreiben
- 29. Juli 1943: Mystici corporis - Pius XII. versuchte, eine modernisierte Ekklesiologie zu formulieren. Das "Zweite Vatikanische Konzil" konnte an dieses Schreiben bruchlos anknüpfen.
- 30. September 1943: Divino afflante Spiritu - Pius XII. läßt die antichristliche, historisch-kritische Methode in der Exegese zu.
- 2. Februar 1947: Provida Mater - Pius läßt die sehr zweifelhaften „Weltlichen Institute“ neben den Orden zu.
- 20. November 1947: Mediator Dei - Eine Enzyklika, die die Zerstörung der Liturgie förderte. Die "liturgische Bewegung" wurde anerkannt.
- 12. August 1950: Humani generis - Angeblich eine Abgrenzung gegen die "Neue Theologie" aus Frankreich.
- 1. November 1950: Munificentissimus Deus - Apostolische Konstitution über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Dies war das bislang einzige Mal seit dem Vatikanischen Konzil von 1870, daß ein Papst von seiner Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sitten Gebrauch machte.
- 11. Oktober 1954: Ad coeli reginam - Enzyklika, die das Fest vom Königtum Mariens einsetzte.
- 15. Mai 1956: Haurietis aquas - Enzyklika zur Herz-Jesu-Verehrung
Ehrungen
Nach Pius XII. wurden 1949 auf Veranlassung von Ernst Reuter die Pacelliallee in Dahlem, wo er während seiner Berliner Zeit auf dem Grundstück 19-21 wohnte, sowie die Pacelliallee in Fulda und die Pacellistraße in München benannt. Die Stadt Trier nannte 1957 zum 30. Jahrestag des Besuches von Pius XII. als Nuntius 1927 einen Teil der Moselstraße in Pacelliufer um. Scheinpapst Josef Ratzinger würdigte seinen vermeintlichen Vorgänger anläßlich des 50. Todestages am 9. Oktober 2008 mit einer feierlichen Messe im Kreise der Teilnehmer der Bischofssynode. In der Predigt hob "Benedikt XVI." die Leistungen Pius XII. hervor und verteidigte ihn offen gegen Kritik.
Literatur
- Mary Ball Martinez: Die Unterminierung der katholischen Kirche. Mexico City 1991
- Andreas Pitsch: Die Irrlehren von Pius XII. Müstair 2005
- The Pius XII. reforms. More on the legal issue. Es ist sehr zu begrüßen, daß Cekada die Reformen von Pius XII. verwirft und ablehnt.
Verweise
Pius X. | Benedikt XV. | Pius XI. | Pius XII.
Einzelnachweise
- ↑ Italienisches Ozeanschiff, gebaut 1932.
- ↑ Brief des Sekretärs der Bibelkommission an den Erzbischof von Paris, Emmanuel Kardinal Suhard, vom 16. Januar 1948
- ↑ Enzyklika Humani generis vom 12. November 1950 und Allokution vom 30. November 1941 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, in: „AAS“. 34. Jg. Bd. 8, Vatikan 1941. S. 506
- ↑ In Divino afflante Spiritu
- ↑ Cum nostra. März 1955
- ↑ Pius XII.: Osteransprache vom 18. April 1954. in: Arthur-Fridolin Utz/Joseph-Fulko Groner (Hrsg.). Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens - Soziale Summe Pius’ XII.. Bd. 2, Freiburg 1954. S. 1982; "AAS" XLVI 1954. 212-214. Pius XII.: Ansprache an die Teilnehmer des 8. Internationalen Ärztekongresses in Rom vom 30. September 1954. in: Arthur-Fridolin Utz/Joseph-Fulko Croner (Hrsg.). Aufbau und Entfaltung des gesellschaftichen Lebens - Soziale Summe Pius’ XII.. Bd. 3, Freiburg 1961. S. 3147: „AAS“ XLVI 1954. 587-598.