Rassentrennung
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
In den USA wird der Begriff „Race“ vom United States Census Bureau und dem Office of Management and Budget (OMB) der Bundesregierung bei Befragungen zur Volkszählung offiziell verwendet.
Neger
Zur Rechtfertigung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vornehmlich theologische Argumente herangezogen, die ab diesem Zeitpunkt durch naturwissenschaftliche Theorien verdrängt wurden.
Die ersten Gesetze zur Einschränkung der Rechte von Afroamerikanern wurden Black codes genannt. Nach Abschluß der reconstruction wurden ab 1876 die sogenannten Jim Crow Laws (Jim-Crow-Gesetze) erlassen, die bis 1964 eine Rassentrennung vor allem zwischen Negern und Weißen vorschrieben. Diese Zeit wird deshalb als Jim-Crow-Periode bezeichnet. Die Rassentrennung wurde 1896 im Urteil des Obersten Gerichtshofs im Fall Plessy v. Ferguson bestätigt und legitimiert. Es erklärte getrennte Einrichtungen für verfassungsgemäß, solange sie von gleicher Qualität waren („getrennt, aber gleichwertig“). Diese Gleichheit wurde aber nie überprüft, so daß Einrichtungen für Schwarze stets schlechter ausgestattet waren.
Von 1910 bis 1970 kam es zur Great Migration, in deren Verlauf etwa sechs Millionen Afroamerikaner die ländlich geprägten Gebiete der Südstaaten verließen und in die Städte des Mittleren Westens, die Mittelatlantikstaaten und Neuenglands, aber auch nach Kalifornien zogen. Mit dem Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs vom 17. Mai 1954 im Fall Brown vs. Board of Education wurde die Rassentrennung aufgehoben. Dies war ein Meilenstein in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung. Die Bewegung erreichte in den 1960ern unter Führern wie Martin Luther King, Whitney Young und Roy Wilkins ihren Höhepunkt. Zur gleichen Zeit sprach sich der Sprecher der Nation of Islam Malcolm X und später Stokely Carmichael von der Black Panther Party für Black Power aus. Die Ideen des schwarzen Nationalismus und des Panafrikanismus wurden von einem Teil der Afroamerikaner nachhaltig unterstützt.
Die Bürgerrechtsbewegung führt zu einem Anwachsen der schwarzen Mittelschicht (Sportler, Musiker, Schauspieler und Politiker wie Colin Powell oder Condoleezza Rice), während sich die Lebensbedingungen der armen Mehrheit spätestens seit Ende der 1970er Jahre rasch wieder verschlechterten. Afroamerikaner stellten einen überproportional hohen Anteil an der rasch wachsenden Zahl der Gefangenen in den Gefängnissen und waren besonders stark von dem Rückgang der Realeinkommen in den unteren Einkommensschichten betroffen. Auch durch die verschärfte US-Gesetzgebung, die weniger auf Resozialisierung abzielt als vielmehr auf Abschreckung („Three-strikes-law“), hat sich die Zahl der Afroamerikaner in Haft seit 1980 etwa vervierfacht, die Zahl der Collegeabsolventen ist jedoch auf 30 % der Zahl des Jahres 1980 zurückgegangen. Der latent vorhandene Rassismus führte beispielsweise im Fall Rodney King Anfang der 90er Jahre zu massiven Unruhen in Los Angeles. Mit Barack Obama wurde im Jahr 2008 der erste Afroamerikaner zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt.
Asiaten
Die erste chinesische Einwanderungswelle erfolgte ab 1848 während des kalifornischen Goldrausches. Um 1880 lebten etwa 130.000 Chinesen in den USA, die Mehrzahl von ihnen in Kalifornien, wo sie vor allem im Eisenbahn- und Bergbau arbeiteten. Viele weiße Arbeiter sahen in ihnen unerwünschte Konkurrenten und Lohndrücker. 1882 wurde die Einwanderung aus China vom Kongress im Chinese Exclusion Act für zunächst zehn Jahre verboten, mit dem Geary Act von 1892 verlängert und galt bis 1943, als sie mit dem Magnuson Act aufgehoben wurde. Siehe dazu Geschichte der Chinesen in den Vereinigten Staaten.
Mit dem Immigration Act von 1917 wurde das Einwanderungsverbot für Chinesen auf Immigranten aus weiten Teilen Asiens, die Britisch-Indien, Südostasien und den Mittleren Osten umfassten, sowie den pazifischen Inseln erweitert. Als weitere Personengruppen („Aliens)“, die nach dem Immigrationsgesetz von 1917 das Land nicht betreten durften, galten „Idioten, Schwachsinnige, Kriminelle, Homosexuelle, Epileptiker, Verrückte, Alkoholiker, professionelle Bettler, Obdachlose, an Tuberkulose Erkrankte, geistig oder körperlich Behinderte, Polygamisten und Anarchisten“ sowie über 16-jährige Analphabeten.
Anfang des 20. Jahrhunderts unterlagen japanische Einwanderer in den westlichen Bundesstaaten verstärkt Beschränkungen: Im Californian Alien Land Law von 1913 (auch: Webb-Heney Bill, verschärft 1920) wurde ihnen z. B. der Kauf von Land untersagt, da die damaligen Einbürgerungsgesetze nur für „freie weiße Bürger“ galten und sie somit nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft erwerben konnten. Im Zweiten Weltkrieg wurden im Rahmen der Internierung japanischstämmiger Amerikaner schätzungsweise 120.000 Japaner und japanische Amerikaner in elf verschiedenen Lagern zumeist im Westen der USA verteilt.
Bis heute müssen „Asian Americans“ bei der Immatrikulation an Elite-Hochschulen in den USA besondere Hürden nehmen. Beim Zulassungstest für die Harvard University etwa benötigen sie 140 Ergebnispunkte mehr als weiße Studenten und sogar 450 mehr als schwarze.
Durch den Chinese Exclusion Act wurde die chinesische Immigration in den USA im 19. Jahrhundert eingeschränkt und durch weitere Einschränkungen durften Chinesen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA nur noch in bestimmten Vierteln leben. Es entstanden die Chinatowns.
Indianer
Als Indianerkriege wird im Wesentlichen die Unterwerfung der Indianer Nordamerikas durch die weißen Siedler bezeichnet, die zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert stattfand. Ihr Anfang wird gewöhnlich mit dem Krieg der virginischen Kolonisten gegen die Powhatan-Föderation ab 1620 datiert, ihr Ende mit dem Massaker von Wounded Knee im Dezember 1890.
Der Indian Removal Act wurde 1830 von US-Präsident Andrew Jackson unterzeichnet, um eine gesetzliche Grundlage für die Indianer-Ausweisung zu schaffen. Mit Hilfe dieses Gesetzes wurden die fünf zivilisierten Stämme der Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Muskogee und der Seminolen aus ihren angestammten Ländern östlich des Mississippi vertrieben und im Indianer-Territorium (etwa der heutige US-Bundesstaat Oklahoma) angesiedelt. Diese Deportation ist als Pfad der Tränen bekannt. Allein die Unterwerfung der Seminolen, die sich in den Sümpfen Floridas versteckt hielten, kostete die USA während des Zweiten Seminolenkriegs von Dezember 1835 bis August 1841 über 1.500 Soldaten und geschätzte 20 Millionen Dollar. Die Zahl der getöteten Seminolen ist nicht bekannt.
Indianerreservate entstanden zum überwiegenden Teil im 19. Jahrhundert. Die meisten und auch flächenmäßig größten US-Reservate befinden sich im westlichen Teil der USA – geballt in den Gebirgsstaaten Arizona, Utah und Montana sowie in South Dakota. Nur gerade drei Prozent der Indianerreservate liegen östlich des Mississippi. Generell herrscht in den Reservaten hohe Armut, die Lebensbedingungen werden mit der Dritten Welt verglichen. Seit 1980 hat sich die Arbeitslosenquote zwischen 40 und 80 % eingependelt. In den US-Reservaten lebten im Jahr 2002 mehr als 40 % der Familien unterhalb der Armutsgrenze.
Latinos
Die Bezeichnung Chicano, ursprünglich diskriminierend verwendet, ist verhältnismäßig neu und wird mittlerweile von mexikanischen Immigranten zur Kennzeichnung ihrer speziellen Lebenssituation benutzt. Chicano-Literatur bezeichnet die Gesamtheit erzählerischer oder lyrischer Werke von Autoren, die sich als Angehörige der Chicanogemeinschaft sehen. Zu bekannten Autoren dieser Gattung im 20. Jahrhundert zählen Rudolfo Anaya, Oscar Zeta Acosta, Luis Valdez, John Rechy und Luis Alberto Urrea. María Ruiz de Burton (1832−1895) war die erste mexikanisch-amerikanische Autorin, die auf Englisch veröffentlichte. Sie vertritt in ihrem Werk die Sichtweise der mexikanischen Bevölkerung, deren Mitglieder nach der Niederlage Mexikos im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und den daraus folgenden Gebietsabtretungen Mexikos an die Vereinigten Staaten durch den Vertrag von Guadalupe Hidalgo plötzlich zu US-amerikanischen Staatsbürgern und damit zu einer überwiegend spanischsprechenden katholischen Minderheit in einem von englischsprachigen Protestanten geprägten Land wurden, das ihnen die gesetzmäßige Gleichstellung keineswegs zubilligte.
In den USA ist Cholo ein abwertender Begriff für einen Kriminellen oder Gangster lateinamerikanischer Abstammung, bzw. davon abgeleitet für Angehörige der sozialen Unterschicht mit lateinamerikanischer Abstammung. Charakteristisch sind dabei für Männer Glatze, Bandana (Stirntuch), weite Khakihosen (Chinos), weißes Unterhemd, übergroßes, nur oben zugeknöpftes Flanellhemd und großflächige, einfarbige Tätowierungen; für Frauen (cholas) darüber hinaus auffällige Kreolen, Bandana, Steckfrisur und dickes Make-up, das Augenbrauen und Lippenkonturen betont.
Entwicklung der Gesetzgebung
Nach der Aufhebung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten im Jahre 1865 wurde die Trennung zwischen Schwarzen und Weißen durch die Jim-Crow-Gesetze festgelegt, die bis in die 1960er Jahre galten. Nach dem Abschluß der „reconstruction“ verabschiedeten mehrere Bundesstaaten Gesetze, welche die Rassentrennung im täglichen Leben rechtlich zementierten. Der Oberste Gerichtshof bestätigte die Gesetze 1896 de facto in seiner Entscheidung Plessy v. Ferguson und bestimmte, daß Rassentrennung – im konkreten Fall ging es um getrennte Eisenbahnabteile – zulässig sei, wenn die den Weißen und Schwarzen zustehenden Einrichtungen gleichwertig seien. Dieser Grundsatz wurde als „Separate but equal”[1] bekannt.
Diese Gesetze sowie ihre Umsetzung wurden im Zuge der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren nach und nach abgeschafft bzw. aufgehoben. Der Supreme Court urteilte 1954 im Prozeß „Brown v. Board of Education“, daß Gleichheit bei Rassentrennung in der Praxis unmöglich sei, und erklärte die Rassentrennung an staatlich finanzierten Schulen für unzulässig. Das Bürgerrechtsgesetz von 1964 hob alle noch bestehenden Jim-Crow-Gesetze auf.
1948 wurde die Segregation in den US-Streitkräften von Präsident Harry S Truman aufgehoben. Die Rassentrennung (u. a. nach dem Grundsatz separate but equal in den Südstaaten praktiziert wurde in allen zivilen Bereichen der USA 1964 durch den von Präsident Lyndon B. Johnson initiierten Civil Rights Act von 1964 abgeschafft. Bis heute gibt es deutlich getrennte „schwarze“ und „weiße“ Wohngebiete.
Freiwillige Segregation
In vielen Gefängnissen teilen sich die Gefangenen von selbst in Gruppen ein. Die Gefangenen selbst sprechen bei dieser Art der Selektion in „Weiße“, „Schwarze“, „Hispanics“ und weitere von Rassentrennung. Bestimmte Gefängnisteile sind daher oft von einer bestimmten Gruppe kontrolliert.
Nicht-protestantische Einwanderer aus Europa, insbesondere Iren, Polen und Italiener wurden in der amerikanischen Gesellschaft vielfach ausgeschlossen und galten nicht als „vollständig weiß“. Auch Asiaten und „Hispanics“ bzw. „Latinos“, d. h. Immigranten und deren Nachkommen aus spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern Amerikas, sehen sich Erscheinungen des Rassismus ausgesetzt.
Entwicklung seit 1960
Durch den Civil Rights Act von 1964 wurden diskriminierende Wahltests für Afroamerikaner sowie die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen für illegal erklärt. Mit dem Immigration and Naturalization Services Act of 1965, einem Bundesgesetz, wurden die Bestimmungen des Immigration Act von 1924 aufgehoben, wonach die Anzahl der Immigranten, die aus jedem Land in die USA jährlich einwandern durften, auf 2% der bereits aus diesem Land stammenden Bevölkerung begrenzt war.
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ getrennt, aber gleich