Thomismus

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Der Thomismus ist diejenige philosophisch-theologische Lehrrichtung, die sich an Tomas von Aquin anschließt.


Lehre

Die Anhänger des Thomismus werden Thomisten genannt. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert erfuhr der Thomismus eine bedeutende Förderung und Renaissance durch den Heiligen Stuhl. Dieses unterstrichen auch die von Papst Leo XIII. veröffentlichte Enzyklika „Aeterni patris” sowie die Entwicklung der Neuscholastik und des Neuthomismus.

Geschichte

Papst Leo XIII. erklärte 1879 die Lehre Aquins, den „Thomismus“, zur offiziellen Philosophie der Kirche. Mit dieser Erklärung verpflichtete Leo XIII. die katholischen Priesterseminare der Methode und den Prinzipien der Theorie des Thomismus zu folgen. Eine philosophische Grundlage schuf Tomas von Aquin mit der Grundlagenforschung zum Naturrecht. Seine Tugendlehre, in der er die Kardinaltugenden als Angeln zum Glauben bezeichnet, gilt in der Moraltheologie als der Maßstab des menschlichen Miteinanders.

Zeitabschnitte des Thomismus

Der erste Zeitabschnitt bestand in der Abwehr der Kritik und durchzog das 13. und 14. Jh. Ihm folgte die Zeit der Kommentierung und Verteidigung zwischen dem 15. bis 16. Jh. Der nächste Zeitabschnitt lag in der Epoche der Gegenreformation um das 16./17. Jh.und führte zur größten Verbreitung der thomistischen Lehre. Erst im 19. Jahrhundert, nach dem Entstehen der Neuscholastik erfuhr der Thomismus – auch Neuthomismus - einen weiteren Aufschwung, so auch im Jahre 1879 mit der Ernennung des Thomismus zur offiziellen Kirchenphilosophie.

13./14. Jh.

Gegen den Thomismus wandte sich der schottische Franziskaner Johannes Duns Skotus. Er stellte den Willen über den Intellekt, weil er dem intellektuellen Interesse erst die Richtung weise. Damit stand Skotus dem augustinischen Christentum näher als dem kühlen Thomismus.

Während die Dominikaner schon früh die thomistische Konzeption durchsetzten, entwarfen besonders Denker der Franziskaner, wie Roger Bacon, der die Scholastik ablehnte, Alternativen. In Deutschland zählte Meister Eckhart zu den Kritikern des Thomismus, er übersprang die gesamte Weltordnung des Tomas von Aquins und stützte sich auf das Gottes- und Seelenverhältnis.

Mit Wilhelm von Ockham trat ein weiterer englischer Franziskaner gegen die thomistische Konzeption an und führte mit seinen modernen Ideen zum Idealismus der Neuzeit. Im folgten Nicolaus von Autrecourt und Nikolaus von Oresme. Neben den aufgeführten Franziskanern machte sich aber auch in der dominikanischen Ordensgemeinschaft Kritik breit. Sie wurde vom französischen Dominikaner Durandus von St. Pourçain angeführt, der einen antithomistischen Kommentar verfasste, mit dem er sich der Kritik des Wilhelm de la Mare´s anschloß.

15./16. Jh.

Neben anderen Verteidigern des Thomismus trat der Thomist Johannes Kapreolus mit seinem Werk „Defensiones Theologiae D. Thomae de Aquino“ in den Vordergrund. Die Kommentare und Verteidigungsschriften zum Thomismus führten die Werke „Summa theologiae“ und „Summa contra gentiles“ zu universitären Lehr- und Lesebüchern. Als weitere Befürworter der Aquinaten entwickelten sich die italienischen Dominikaner an deren Spitze Kardinal Tomas Kajetan und der Ordensgeneral Franciscus de Sylvestri standen. Sie verfassten ebenfalls beachtenswerte Kommentare, die ihren Eingang in die sogenannte Editio Leonina fanden.

16./17. Jh.

In Spanien erlebte der Thomismus im 16. Jahrhundert einen Aufschwung, wobei die „Schule von Salamanca“, zu der Dominikaner und Karmeliten zählten, federführend war. Ihr Ziel war dabei die Harmonisierung des Thomismus mit der neuen Ordnung der Zeit. Die Impulse der Gegenreformation und des Trienter Konzils führten schließlich dazu, daß Tomas von Aquin 1567 zum Doctor ecclesias erhoben wurde. Der Thomismus der spanischen Scholastik hatte auf die Entwicklung der praktischen Philosophie und des europäischen Völkerrechts gewirkt. Als bedeutende Befürworter und Kommentatoren galten in dieser Phase der Dominikaner Domingo Banez, der im Gnadenstreit mit dem Jesuiten Luis de Molina die thomistische Position führend vertrat, und der Dominikaner Bartolomé de Medina. Sie verfaßten richtungweisende Kommentare zu Tomas von Aquino, während sich die Jesuiten gegenüber dem Thomismus weiterhin distanziert verhielten.

Ab 19. Jh.

Nun begannen, in der Epoche des Neuthomismus, auch die Jesuiten sich vorübergehend der Lehre des Tomas von Aquin zuzuwenden. Der Neuthomismus wurde zum Kern der Neuscholastik und hatte seine ersten Ansätze in Frankreich und Belgien. Die Zuwendung zum Thomismus war in der Würdigung durch Papst Leo XIII. zu finden, der den Thomismus, wie bereits erwähnt, zur offiziellen Philosophie der Kirche eingesetzt hatte und der die Werke des Gründers in die Editio Leonina aufgenommen hatte. Mit dem Neuthomismus begann eine „Philosophie nach Immanuel Kant“, in der auch auf die frühen Werke Aquins, wie zum Beispiel „De ente et essentia“, über das Seiende und das Wesen zurückgegriffen wurde.

Lehrinhalte des Thomismus

Zu der Lehre des Thomismus zählen die Theologie, die Philosophie und die Scholastik. Einzelne Religionsphilosophen fassen Gemeinsamkeiten die thomistischen Interessen, Methoden und Thesen als „Analytischen Thomismus“ zusammen, zu ihnen gehören Alvin Plantinga (* 1932) und Josef Pieper (1904–1997).

Thomistische Philosophie

Die Philosophie des Tomas von Aquin versuchte an die Philosophie und die Lehre des Aristoteles anzuschließen und diese Elemente mit der Lehre der römisch-katholischen Lehre zu verknüpfen. In der Summa theologica legte er eine Synthese vor, mit der er eine Gesamtdeutung der Wirklichkeit zwischen Religion und Philosophie belegen wollte.

Die Werke des Aristoteles wurden im 13. Jh. zu universitären Grundlagen, die von Albertus Magnus und seinem Schüler Tomas von Aquin verbreitet wurden. Die thomistische Philosophie war einer der bekanntesten Vertreter einer Korrespondenz- oder Adäquationstheorie der Wahrheit. In den „Quaestiones disputatae de veritate“ findet sich die Formulierung zur Wahrheit als eine „Übereinstimmung der Sache mit dem Verstand“: In der späteren Philosophie des Thomismus wird beim Seinsverständnis zwischen einem univoken und einem analogen Verständnis unterschieden.

Philosophisch-theologische Merkmale

Das Hauptwerk des scholastischen Theologen Petrus Lombardus sind die vier Bücher „Sententiae“, die dort verfassten Sentenzen sind eine Darstellung der Kirchenväter und Kirchenlehrer zur Gesamtheit der Theologie. Sie fanden Einzug in den Thomismus und wurden später, von Capreolus, zur Kommentierung dessen genutzt.

Seit dem 13. Jh. gehörte sein Werk zum Standard des theologischen Studiums und wurde neben Albertus Magnus auch von Tomas von Aquin kommentiert. Als Hauptwerk des Tomas von Aquin wird die „Summa theologiae“ aus der Zeit von 1265 bis 1273 bewertet. In ihr werden die philosophisch-theologische Gotteslehre, die Moral- und Tugendlehre – auch als Kardinaltugenden bekannt – des Weiteren die Christologie und die Sakramente behandelt.

Dieses analytische, mit vielen philosophischen Elementen versehene, Werk ist für den Thomismus in so weit von Bedeutung, da in ihm die Offenbarung Gottes dargelegt werden soll und durch eine natürliche Theologie nach Konsequenzen gesucht wird. Philosophisch umspannt es die Bereiche der Metaphysik, Anthropologie und Moralphilosophie. Es geht bei der Summe der Theologie nicht nur um die Beantwortung von theologischen Fragen, sondern auch um die Darlegung philosophischer Voraussetzungen und Bedingungen.

Gottesbeweis

Im Thomismus liegt der Gottesbeweis in der Notwendigkeit zwischen Vernunft und Glaube. In ihnen wird die Auffassung vertreten, daß mit der Vernunft die Existenz Gottes einsichtig sei. Für die thomistische Lehre ist die Welt eine planvoll durchschaubare Einrichtung, durch welche die Dinge eine höhere Vollkommenheit erreichen. Der thomistische Gottesbeweis geht von einer Weltenlenkung aus, nach dem an allerhöchsten Stelle ein Wesen steht, welches in der Lage ist Ziele vorzugeben, „und das heißen wir Gott“ sagt Tomas von Aquin.

Ontologie des Tomas von Aquin

Die Lehre vom Sein und seinen Prinzipien – als Ontologie bezeichnet – bei Tomas von Aquin läßt sich folgendermaßen darstellen: Ein Kernelement der thomistischen Ontologie ist die Lehre von der „analogia entis“, das bedeutet, daß der Begriff des Seins nicht eindeutig, sondern analog ist. Im Großen und Ganzen nehmen diese Überlegungen zum „Sein“ im Thomismus einen kleinen Platz ein, vielmehr ist sie eine logische Auffassung darüber, wie wir die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs „Sein“ betrachten sollen. Eine weitere wichtige Unterscheidung ist die von Materie und Form.

Thomistische Bildungseinrichtungen

Heute gibt es weltweit mehrere Bildungseinrichtungen und Institute, in denen die Methoden und Lehren des Tomas von Aquin gelehrt und wissenschaftlich erarbeitet werden. Sie werden, wenn sie in kirchlicher Hand sind, überwiegend von Dominikanern geleitet.

  • Die Päpstliche Universität Heiliger Tomas von Aquin, auch Angelicum genannt, ist eine päpstliche Universität in Rom. Die Hochschule lehrt im thomasischen Sinne die Fächer Theologie, Kirchenrecht, Philosophie und Sozialwissenschaften, zu ihren bekanntesten Studenten zählte Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II. (1978–2005). Die Angelicum entstammt dem „Studium generale“ welches 1222 von den Dominikanern gegründet wurde und 1265 unter der Leitung von Tomas von Aquin stand.
  • Die Päpstliche und Königliche Universität des heiligen Tomas von Aquin in Manila in Manila ist eine private katholische Universität. Sie wurde 1611 gegründet und zählt somit zu einer der ältesten Universitäten Asiens.
  • Die Päpstliche Akademie des hl. Tomas von Aquin hat ihren Sitz im Vatikan und widmet sich der Lehre und Forschung des Thomismus. Sie veranstaltet internationale Thomistenkongresse.
  • Die Universität des Nordens Heiliger Tomas von Aquin ist eine Katholische Universität in San Miguel de Tucumán (Argentinien). Die ersten Vorlesungen in thomasianischer Philosophie begannen bereits 1949 im Kloster von Santo Domingo, während die Universität erst im Jahre 1965 gegründet wurde.
  • Das Tomas von Aquin-Institut für Philosophie, Theologie und Geschichte wurde im Jahre 1991 als ein Kolleg der Katholischen Kirche in Moskau gegründet. 2006 erhielt es das Hochschulprivileg und darf staatlich anerkannte Abschlüsse verleihen.
  • Das Tomas-Institut in Köln ist ein Forschungsinstitut mit dem Hauptschwerpunkt in der philosophischen Mediävistik. Das Institut wurde 1948 gegründet und ist mit dem Philosophischen Seminar der Universität zu Köln verbunden.


Verweise

  • Thomismus