Wielgus, Stanislaus
- Stanislaus Adalbert Wielgus
- * 23. April 1939 in Wierzchowiska bei Janów Lubelski
Stanislaus Wielgus ist emeritierter Erzbischof von Warschau.
Inhaltsverzeichnis
Leben
- 1962 in Lublin Priesterweihe
- Professor für "mittelalterliche" Philosophie an der KU Lublin
- Rektor von 1989 bis 1998
- 1999 von JoPa II. zum Bischof von Plock ernannt.
- 2006 Erzbischof von Warschau als Nachfolger von Glemp
- Kurz nach der kanonischen Amtseinführung am 5. Januar 2007 und vor der geplanten feierlichen Amtseinführung am 7. Januar 2007 trat er wegen seiner Kontakte zum polnischen Geheimdienst in den 1970er Jahren zurück; der Rücktritt wurde vom Papst angenommen. Gleichzeitig wurde Wielgus zum Titularerzbischof von Viminacium ernannt.
Kontakte zum polnischen Staatssicherheitsdienst
Anfang Januar 2007 wurden Verstrickungen mit dem polnischen Staatssicherheitsdienst in den 70er Jahren öffentlich, was zu einer kontroversen Diskussion zu seiner bevorstehenden Amtseinführung in der polnischen Öffentlichkeit führte. Wielgus erklärte zu den Vorwürfen am Vorabend seiner feierlichen Amtseinführung am 6. Januar 2007, daß er seine Kontakte zum Staatssicherheitsdienst bedauert.
Der Fall des Erzbischofs, der kurz davor stand, qua Amt zu einer der höchsten moralischen Autoritäten Polens zu werden, traf das Land zu einer Zeit, in der es ohnehin in einen heftigen Streit über den Umgang mit den Hinterlassenschaften der kommunistischen Geheimdienste verstrickt war. Der polnische Journalist Piotr Semka sagte dazu:
- "Wenn es trotz der Veröffentlichungen zu einer Amtsübernahme kommt, wäre das eine informelle Amnestie für alle Menschen der Kirche, die mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet haben."
Am 7. Januar 2007 erklärte Wielgus in der Warschauer Kathedrale vor Bischöfen, Priestern und Gläubigen seinen Rücktritt. Der Papst nahm den Rücktritt an und ernannte Wielgus’ Vorgänger Józef Glemp bis auf weiteres zum Apostolischen Administrator. Statt der feierlichen Amtseinführung gab es einen Sühnegottesdienst, in dem Primas Józef Glemp versuchte, Verständnis für das Verhalten seines Mitbruders zu wecken: Auch der Apostel Petrus sei nicht ohne Fehler gewesen und habe Jesus verleugnet, dennoch sei ihm die Führung der Kirche anvertraut worden.
Auswirkungen in der polnischen Presse
Am 5. Januar 2007 hatte die Tageszeitung Dziennik eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage zum bereits designierten Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus wegen dessen Kontakte zum Geheimdienst veröffentlicht. Demnach meinten 67 Prozent der Befragten, Wielgus sollte von seinem Amt zurücktreten. Lediglich 20 % hätten ihn als Erzbischof akzeptiert.
In der Zwischenzeit geriet auch Kardinal Josef Glemp verstärkt in die Kritik der Zeitung:
- "Der große Fehler des Primas: Er stand vor den Gläubigen, um klar zu sagen: Wenn es von mir abhinge, wäre Wielgus Erzbischof."
Es werden mittlerweile Stimmen laut, daß der Fall Wielgus nur die Spitze des Eisberges sei. Die Presse spricht von weiteren 12 Bischöfen, die mit den Sicherheitsdiensten zusammengearbeitet haben sollen. Das für die Geheimdienstakten zuständige Institut für Nationales Gedenken geht davon aus, daß 10 bis 15 Prozent aller polnischen Priester in Kontakt mit dem Inlandsgeheimdienst standen.