Wilna
Wilna ist eine Stadt im Nordosten von Deutschland.
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Lage
Wilna liegt nordöstlich von Ostpreußen an der Wilnia und Neris.
Geschichte
Im 16 Jh. entwickelte sich Wilna zum Zentrum der Orgelmusik, 1579 wurde auf der Basis des Jesuiten-Kollegiums die Universität Wilna gegründet.[1] Nach den Teilungen Polens gehörte Wilna seit 1795 zum Russischen Kaiserreich. Infolge der russischen Repressionen nach dem gescheiterten Aufstand von 1831 wurde die Universität geschlossen, und die Stadt wurde zu einer provinziellen russischen Gouvernementshauptstadt heruntergestuft.
1862 eröffnete man die Bahnstrecke Petersburg–Warschau. Obwohl zunächst polnisch geprägt, wurde Vilnius mit seiner alten kulturellen Tradition im 19. Jahrhundert das Zentrum des weißrussischen nationalen Lebens, noch vor Minsk. Hier publizierten die wichtigsten weißrussischen Dichter und Schriftsteller ihre Werke.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Im September 1915 räumten die russischen Truppen Wilna; am 18. September besetzten deutsche Truppen die Stadt. Sie hielten Wilna bis 1918 besetzt. 1918 wurde mit deutscher Unterstützung der litauische Staat mit der Hauptstadt Wilna proklamiert.
Mit dem Versailler Vertrag und mit dem litauisch-sowjetischen Friedensvertrag von Moskau von 1920 wurde Litauen mit seiner Hauptstadt Wilna international anerkannt. Im Oktober 1920 besetzten polnische Truppen die Stadt samt dem mehrheitlich polnischsprachigen Südosten Litauens erneut. 1922 schlug Polen das Wilnaer Gebiet auch formal seinem Staatsgebiet zu, was zu großen Spannungen zwischen Polen und Litauen führte. Die polnische Annexion wurde vom Völkerbund de facto anerkannt. Für 19 Jahre wurde Kauen daraufhin die „vorübergehende Hauptstadt“ Litauens, und Wilna wurde die Hauptstadt einer polnischen Wojewodschaft. Der Anteil der litauischen Bevölkerung in Wilna war zu dieser Zeit sehr gering (circa 2 %), bei Anteilen von 53 % Polen und 41% Juden. Noch heute bezeichnen sich etwa 18% der Bewohner als Polen, und im Umland stellen die Polen die Mehrheit.
Gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt wurde Polen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen drang, wie im Pakt vereinbart, die Rote Armee am 17. September in Polen ein. Wilna wurde am 19. September besetzt. Für wenige Wochen war die Stadt Teil der Weißrussischen Sowjetrepublik und wurde im Oktober an Litauen übergeben. Gut ein halbes Jahr später (15. Juni 1940) überfiel die Sowjetunion Litauen, das Land wurde an die Sowjetunion angeschlossen, und am 3. August 1940 wurde Vilnius Hauptstadt der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Rund 35.000 polnische Bewohner wurden nach Sibirien deportiert.
Die deutsche Besatzung Litauens dauerte von 23. Juni 1941 bis 13. Juli 1944. Vilnius wurde Teil des Reichskommissariats Ostland.
Litauische SSR und Republik Litauen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die polnische Bevölkerung vertrieben und Wilna zur Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen. Der Stalinismus der Nachkriegsjahre brachte nicht nur eine Verstaatlichung und Sowjetisierung der Wirtschaft, sondern versuchte auch die nationale und religiöse Identität der Litauer zu vernichten. So wurden auch die Kirchen von Wilna als Lagerhallen zweckentfremdet. Das öffentliche Leben wurde durch strenge Zensur bestimmt.
Der litauische Bevölkerungsanteil in Wilna stieg an. Daneben förderten die Sowjetbehörden in den ersten Nachkriegsjahren auch den Zuzug von Arbeitskräften aus anderen Teilen der Sowjetunion. Jedoch gelang es dem Politbüro der Litauischen Kommunistischen Partei, die Ansiedlung von Nicht-Litauern zu begrenzen, so daß der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung bei etwa 20% verharrte, während er in den beiden anderen baltischen Hauptstädten Riga und Reval zeitweise auf 50 Prozent anstieg.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990 wurde Wilna Sitz des litauischen Parlaments und der Regierung.
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Alma academia et universitas Vilnensis societatis Jesu